Einfach mal Abschalten – Leserbrief von Georg Bräuchle

Muss angesichts der aktuellen Energiekrise weiterhin die gesamte Straßenbeleuchtung die ganze Nacht eingeschaltet bleiben? Sollte man nicht den Tübinger Beispiel folgen und die meisten Straßenlaternen von 1:00 Uhr bis 5:00 Uhr ausschalten? Diese Fragen stellte ich kürzlich im Metzinger Gemeinderat. Vielen Menschen ist der Gedanke, bei Dunkelheit zu Fuß unterwegs zu sein, unangenehm und macht ihnen sogar Angst. Doch wie viele sind tatsächlich nachts um diese Zeit zu Fuß unterwegs? Muss deshalb wirklich jede Sackgasse in der ganzen Stadt, von Glems bis ins Neugreuth, bis in den letzten Winkel die ganze Nacht über ausgeleuchtet werden? Ist eine Nachtabschaltung wirklich ein reales Sicherheitsrisiko oder geht es vielmehr um das subjektive Sicherheitsempfinden? Die Polizei in Tübingen hat jedenfalls keine Einwände gegen die dortige Regelung, ebenso wenig wie ihre Kollegen in Rottenburg, wo das Licht bereits seit Oktober von 1:00 Uhr bis 5:00 Uhr ausgeschaltet wird.
Die Straßenbeleuchtung ist der größte Stromfresser der Stadtverwaltung. Der Tübinger OB Palmer weist darauf hin, dass mit keiner anderen Maßnahme auch nur eine annähernd so große Einsparung möglich sei. Und Strom ist knapp und teuer in diesem Winter. Es fehlen nicht nur die Energielieferungen aus Russland, sondern Deutschland muss im Rahmen des europäischen Stromverbundes auch Frankreich aushelfen, wo im November noch rund die Hälfte der Atomkraftwerke wegen Reparatur und Wartungsarbeiten außer Betrieb waren. Ihre Wiederinbetriebnahme verzögert sich erheblich. Wenn die Franzosen im Winter ihre Stromheizungen einschalten kann es eng werden.
Und schließlich nützt Stromsparen auch dem Klima! Hier muss Metzingen ohnehin deutlich größere Anstrengungen unternehmen, um seine Klimaziele zu erreichen. Nach der aktuellen Prognose reduzieren wir bisher unseren CO2- Ausstoß nur halb so rasch wie wir müssen, um bis 2040 Klimaneutralität zu erreichen.
So ist es erfreulich, dass die Stadtverwaltung die Möglichkeiten einer zeitweisen Abschaltung der Straßenbeleuchtung prüfen will. Klaus Rümmelin hatte dies auch schon im Neuhäuser Ortschaftsrat angeregt. Vielleicht wird man Hauptstraßen oder wichtige Kreuzungen, Unterführungen und sonstige kritische Bereiche ausnehmen. Inzwischen befassen sich auch andere Kommunen mit dem Thema. Jüngst hat Sonnenbühl beschlossen, seine gesamte Straßenbeleuchtung zeitweise auszuschalten. Wenn das Schule macht, dann kann man vielleicht auch im Ermstal eines Nachts wieder einen richtigen Sternenhimmel sehen, so wie im Gebirge. Das wär‘ doch was!

Dr. Georg Bräuchle
Stadtrat Bündnis 90 / Die Grünen
Metzingen

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