Grünes Forum: Ackerfläche oder Artenschutz

Ackerfläche oder Artenschutz – Das Grüne Forum am 14. Juli in Metzingen-Neuhausen stieß auf breites Interesse.

Selbst aus Meidelstetten war ein Landwirt nach Neuhausen gekommen, wo die Innere Kelter das zum Thema passende Ambiente bot. Die dramatische Situation beim Artenschwund erläuterte Jochen Goedecke, Referent beim Nabu für Landwirtschaft und Naturschutz. So sind in den letzten 45 Jahren in Naturschutzgebieten 75% der Biomasse von Insekten verschwunden. Auf der Schwäbischen Alb wurde zum Beispiel bei der Schmalbiene ein Rückgang von 95% festgestellt. Besonders besorgniserregend ist dabei nicht nur der Rückgang der Insekten, die auf ganz spezielle Futterpflanzen angewiesen sind. Auch bei den Generalisten, die eigentlich in verschiedenen Lebensräumen zurechtkommen ist ein Rückgang von bis zu 45% zu verzeichnen. Das hat unmittelbare Auswirkungen auf den Bestand an Feldvögeln. So sind beispielsweise die Bestände der Feldlerche um 55%, die des Rebhuhns um 91% zurückgegangen. Als Ursachen nannte Goedecke unter anderem einen Verlust an Feldrainen und Hecken in einer flurbereinigten und begradigten Landschaft, fehlende Wildkräuter als Futterpflanzen und die Verwendung von Pestiziden. So werden in Deutschland pro Jahr 32.000 Tonnen an Wirkstoffen verkauft. Die heute verwendeten Neonikotinoide sind dabei um den Faktor 1000 wirksamer als DDT. Verschärfend kommt der Klimawandel hinzu. Notwendig sei, so Goedecke eine Vergrößerung der Flächen für den Artenschutz. Diese Flächen sollten eigentlich vorhanden sein. Nur 20% des in Deutschland angebauten Getreides wird für unsere Ernährung verwendet, 60% gehen als Futtermittel in die Tiermast.

Die Bedeutung der Landwirtschaft für die Sicherung der Ernährung betonte Gebhard Aierstock, Kreisvorsitzender des Bauernverbandes Reutlingen. Pflanzenschutz sichere Erträge aber steigende Preise bei Dünger und Kraftstoffen bereite den Bauern zunehmend Probleme. Man befinde sich in einem kritisch-konstruktiven Dialog mit dem Naturschutz aber für die Erzeuger sei entscheidend, was der Verbraucher für qualitativ hochwertige und regional erzeugte Produkte zu zahlen bereit ist.
Jeder Kunde bestimmt über die Wahl der gekauften Produkte die Zukunft unserer Landwirtschaft, so auch die Überzeugung von Helmut Rauscher, Bio-Bauer aus Hohenstein. Die Bio-Landwirtschaft könne durch einen Verzicht auf synthetischen Dünger und künstlichen Pflanzenschutz einen entscheidenden Beitrag zur Sicherung der Artenvielfalt leisten. Der Absatz der Produkte müsse aber gesichert sein und jeder Kunde solle sich fragen, wie er seinen Bauch fülle und wo er spare. Unter der fachkundigen Moderation von Cindy Holmberg, Landtagsabgeordneten der Grünen entwickelte sich eine engagierte Diskussion.

Einig war man sich in der Überzeugung, dass nur im gemeinsamen Dialog eine Verbesserung der Situation erreicht werden kann.

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